VON NATHALI WYSS
GLAUBENSSÄTZE
WIE NEGATIVE GLAUBENSSÄTZE TÄGLICH UNSER LEBEN BEEINFLUSSEN UND WIE WIR SIE VERÄNDERN KÖNNEN
27.04.2021, NATHALI WYSS
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Glaubenssätze sind in unserem Unterbewusstsein verankerte Lebensregeln. Diese beinhalten unsere Meinungen über Dinge wie auch über uns. Wie es der Name schon sagt, es sind Sätze an welche wir Glauben. Was wir für Wahr halten. Viele dieser Sätze wirken täglich in uns, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen. Einige davon beeinflussen unser Leben positiv, doch manche, oft gerade tief verankerte aus unserer Kindheit, benötigen wir heute eigentlich nicht mehr. Doch trotzdem wirken sie in uns weiter und vermiesen uns manchmal den Tag, das Vorhaben oder die Umsetzung unserer Wünsche.
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Kennst du das?
Du hast Wünsche und Ziele im Kopf, bist begeistert von Ideen, doch es scheitert immer an der Umsetzung?
Du hast eine Aus- oder Weiterbildung geschafft, bist jedoch sehr enttäuscht, dass du nicht die beste wahrst?
Du zweifelst an dir, fühlst dich schlecht, klein und unverstanden?
Durchaus möglich das da alte Glaubenssätze die Finger im Spiel haben.
Hier einige Beispiele dazu:
«Ich bin nicht liebenswert.»
«Ich bin dumm.»
«Ich bin schlecht.»
«Ich bin es nicht wert geliebt zu werden.»
«Die anderen sind wichtiger als ich.»
«Ich bekomme nie was ich will.»
«Andere interessieren sich nicht für mich.»
«Ich bin nicht gut genug.»
«Das kann ich nicht.»
«Ich bin zu doof dafür.»
«Das war ja klar, dass mir das wieder passiert.»
«Ich bringe es eh zu nichts.»
«Das war wieder typisch.»
«Ich muss perfekt aussehen.»
«Ich muss besser als die anderen sein.»
«Ich muss erfolgreich sein.»
«Gar nicht erst versuchen, das funktioniert sowieso nicht.»
Hast du dich bei solchen Gedanken schon ertappt?
Gratuliere, dann hast du nun bereits einige deiner Glaubenssätze entlarvt.
Falls dir nichts bekannt vorkam oder du weitere Glaubenssätze aufdecken möchtest, darfst du dies gerne mit nachstehender Übung tun.
Übung:
GLAUBENSSÄTZE ERFORSCHEN UND AUFDECKEN
Nimm dir ein Blatt Papier und einen Schreiber zur Hand. Mach es dir gemütlich und überlege dir in Ruhe was du über Arbeit, Zeit, Geld, Liebe, dein Verhalten, etc. denkst. Horche in dich hinein und schreibe deine ersten Gedanken gleich auf. Schon hast du weitere deiner Glaubenssätze entdeckt.
Hinweis: Es ist möglich das diese Übung Gefühle in dir auslöst. Dies ist ganz normal.
Wie sind Glaubenssätze entstanden?
Viele dieser Glaubenssätze sind im Laufe unserer Kindheit entstanden. Wenn wir auf die Welt kommen, haben wir noch keinen Erfahrungsschatz auf den wir zurückgreifen können. Keine Wertungen, keine Glaubenssätze und kein Wissen darüber was für uns gefährlich ist und was nicht. Wie schützten wir also unser Überleben? Genau, unter anderem dadurch, dass wir von unseren Mitmenschen lernen was für uns bedrohlich ist und was nicht. So nehmen wir im Laufe unseres Aufwachsens viele Ansichten von unseren Mitmenschen, vor allem aber von unseren Bezugspersonen auf. Wir kopieren ihre Verhaltensweisen, lauschen ihren Worten und probieren uns aus. Durch all das gehörte, getestete, ausprobierte, machen wir unsere eigenen Erfahrungen. Werden dann Annahmen, die wir dadurch treffen, mehrfach bestätigt, landen diese in unserem Unterbewusstsein. Es entstehen dadurch laufend Glaubenssätze, Muster, Prägungen, Strategien, Wertungen, Erfahrungen und daraus ergeben sich unsere neuen Verhaltensweisen. In unserer Kindheit speichern wir also einiges in unserem Unterbewusstsein ab. Doch was davon für uns noch heute nützlich ist, sollte überprüft werden.
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Ein kurzes Beispiel aus meiner eigenen Kindheit:
Der Autofahrer, der in meinen Glaubenssatz krachte
Meine Eltern haben mir in jungen Jahren gut und genau erklärt, dass man NIE in ein fremdes Auto einsteigen darf. Am besten gleich wegrennt, da diese Autofahrer böse sind.
Nun ja, eines Tages, an einem verschneiten Wintertag, als ich auf dem Weg zum Kindergarten war, passierte es. Das Auto hält neben mir, der Fahrer kurbelt die Scheibe runter und fragt: «Willst du mitfahren?» Schock und Flucht. Ich nahm meine kleinen Beinchen unter die Arme und rannte los…ausser Puste, weinend und zittrig traf ich im Kindergarten ein. Nach diesem Tag, für einige Zeit, setzte ich meine kleinen Füsse nicht allein vor die Tür. Nun nimmt euch sicher wunder, was mit diesem Fahrer passiert ist. Der nette Herr, fuhr an diesem verschneiten Morgen, seine Tochter und ihre zwei Kolleginnen in die Schule. ("Ups, das habe ich wohl übersehen.") Da ich von Kopf bis Fuss ganz warm eingepackt war, hielt er mich für eine Schulkollegin seiner Tochter und wollte mich freundlicherweise auch mitnehmen.
Ja was ist denn da passiert? Wieso sah ich die anderen Kinder im Auto nicht? In meinem kleinen Kinderköpflein war der Glaubenssatz «Fremde Autofahrer, die mich ansprechen sind sehr gefährlich.» so aktiv, dass in meinem ganzen Körper sofort die Alarmglocken schrillten und ich mich auf und davon machte.
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Was fällt auf an diesem Beispiel?
Einerseits ist gut ersichtlich, dass wir, wie bereits erwähnt, nicht nur negative Glaubenssätze in uns tragen. Solche die unser Überleben schützen, ein Kind davon abhalten in fremde Autos einzusteigen. Des Weiteren sehen wir, dass Glaubenssätze so stark sein können, dass auch der Körper automatisch auf eine Situation reagiert und sogar in unserer Wahrnehmung gewisse Gegebenheiten ausgeblendet werden. Und auch, dass Glaubenssätze bewusst wie unbewusst verändert werden können. Denn heute renne ich nicht mehr gleich davon, wenn mich ein fremder Autofahrer anspricht.
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Veränderung und Selbstbestätigung der Glaubenssätze
Im Laufe unseres Aufwachsens lernen wir neues dazu und passen unsere Glaubenssätze an. Auch im erwachsenen Alter, können wir unsere Ansichten verändern. Oft dann, wenn uns klar bewiesen wird, dass unsere Annahme fälschlich ist, passen wir unsere Glaubenssätze an. Doch tief in uns verankerte, oft solche aus unserer Kindheit, lassen sich nicht so leicht umkrempelt. Denn diese haben wir uns bereits zu oft bestätigt. Hierbei spielt auch unsere Wahrnehmung eine grosse Rolle.
Jeder von uns nimmt subjektiv war. Sprich es ist immer individuell wie wir eine bestimmte Gegebenheit wahrnehmen. Diese Wahrnehmung wird von unseren unterbewussten Wahrnehmungsfilter beeinflusst.
Ein Beispiel zu unseren Wahrnehmungsfiltern:
Wenn wir frisch verleibt sind, spricht man oft von der rosaroten Brille. Diese Brille kann man sich als Wahrnehmungsfilter vorstellen. Dadurch sehen wir nur die positiven Eigenschaften dieser Person. Alles andere wird herausgefiltert. Und was passiert dann nach einiger Zeit? Der rosarote Filter verblasst und die Ecken und Kanten dieser Person kommen auch zum Vorschein.
Unsere Glaubenssätze wirken ebenfalls als Wahrnehmungsfilter. Wir sehen das, was unsere Meinungen noch mehr bestätigt. Der Rest wird, wie bei unserem Beispiel der rosaroten Brille, herausgefiltert. Doch unsere negativen Glaubenssätze verblassen nicht einfach so von alleine. Wir dürfen ihnen Aufmerksamkeit schenken und sie bewusst umschreiben. Wenn du möchtest darfst du deine negativen Glaubenssätze gerne mit nachstehender Übung verändern.
Übung:
AFFIRMATIONEN UND AFFORMATIONEN ERSTELLEN
Nimm dir das Blatt aus erster Übung zur Hand. Dort hast du bereits einige deiner Glaubenssätze aufgeschrieben. Gerne darfst du dir jetzt einen davon aussuchen. Diesen Satz schreiben wir nun in eine Affirmation um. Als erstes ist es wichtig, dass wir diesen Satz positiv Formulieren, er sich in der Gegenwart befindet und klar formuliert ist.
Beispiel:
Wir wollen den Glaubenssatz: «Ich bin doof.» in eine Affirmation umschreiben.
Ich bin nicht blöd. -> falsch, negative Formulierung
Ich werde schlau. -> falsch, Zukunft nicht in Gegenwart
Ich bin eine gute, gescheite Person. Wenn mich jemand für doof bezeichnet nehme ich es nicht ernst. Denn ich weiss, dass ich schlau bin. -> falsch, unklar formuliert
Ich bin ein schlauer Mensch. -> richtig, fühlt sich der Satz gut an? Wenn ja, ist dies der neue Glaubenssatz. Wenn nein, darfst du weitersuchen. Weitere korrekt formulierte Beispiele hierfür: Ich liebe mich so wie ich bin. Ich erkenne meine Talente.
Und nun können wir diesem Satz noch eine gewisse Leichtigkeit hinzufügen. Denn es ist von grosser Wichtigkeit, dass wir an unseren neuen Satz glauben. Andernfalls bringt uns der ganze Aufwand nicht viel.
Beispiel:
Ich bin ein schlauer Mensch. -> Ich erlaube mir, meine Stärken zu erkennen.
Ich liebe mich so wie ich bin. -> Jeden Tag liebe ich mich mehr und mehr.
Ich erkenne meine Talente. -> Ich freue mich darüber meine Talente Tag für Tag weiter zu entdecken.
Wie fühlt sich dein Satz für dich an? Hat er die gewisse Leichtigkeit erhalten?
Ebenfalls gibt es die Möglichkeit unsere Sätze in eine Afformation umzuwandeln und unser Gehirn weiter auszutricksen. Dafür nehmen wir die Affirmation und wandeln sie in eine warum - Fragen um.
Beispiele:
Ich erlaube mir, meine Stärken zu erkennen. -> Warum erlaube ich mir, meine Stärken zu erkennen?
Jeden Tag liebe ich mich mehr und mehr. -> Warum liebe ich mich jeden Tag mehr und mehr?
Ich freue mich darüber meine Talente Tag für Tag weiter zu entdecken. -> Warum freue ich mich Tag für Tag darüber meine Talente weiter zu entdecken?
Nun können wir mit der Neuprogrammierung beginnen. Hierbei ist es wichtig, sich diesen Satz mehrfach am Tag bewusst zu machen. Bei Bedarf, als Erinnerungshilfe, kann man sich zum Beispiel ein Kärtchen mit dem Glaubenssatz an den Badezimmerspiegel heften und immer wenn man das Kärtchen sieht, sagt man sich diesen Glaubenssatz ein paar Mal laut vor. Oder man speichert sich eine Erinnerung ins Handy und wird täglich an diesen Glaubenssatz erinnert. Das laut aussprechen dieses Satzes ist am wirksamsten, doch wenn dies nicht möglich ist, kann man auf die gedankliche Nennung zurückgreifen. Wie bereits erwähnt ist es wichtig, dass wir beim Sagen oder Denken unseres Glaubenssatzes auch wirklich an ihn glauben oder es zumindest versuchen. Mit der Zeit wird dies auch immer leichter und besser gelingen und plötzlich wird erkennbar sein, dass sich unser Verhalten auf gewisse Situationen verändert hat. Unsere Wahrnehmung wird nun durch den neuen Glaubenssatz beeinflusst.
Gerne darfst du dich auch von meiner Glaubenssatz - Liste inspirieren lassen. Dort findest du Beispiele von Glaubenssätzen und möglichen Affirmationen/Afformationen dazu.
Wirkung der Affirmation/Afformation
Dadurch das wir unseren neuen Glaubenssätzen Aufmerksamkeit schenken und uns diese Sicht der Dinge mehrmals sagen, können mit der Zeit in unserem Gehirn neue Programmierungen geschaffen werden. Die Wahrnehmungsfilter passen sich an und wir bestätigen uns die neuen Glaubenssätze dann plötzlich von selbst.
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Nun wünsch ich dir viel Freude beim verändern deiner Glaubenssätze.
Herzlichst Nathali
Noch gezielter hinschauen?
Die Begleitung mit Coaching Methoden kann hilfreich sein, um noch genauer hinzuschauen und tief verborgene Sätze liebevoll an die Oberfläche zu bringen und stimmig umzuwandeln.
Schau dir dazu auch das Coaching Paket «Einmal ich bitte» an. In diesem beleuchten wir gemeinsam wie du mit dir selbst sprichst, welche Glaubenssätze du verändern möchtest und wie deine neue Wahrnehmung aussehen darf.
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Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. -Francis Picabia-